Das Szenario 2035
Die Energiewende ist zum Exportschlager geworden und geht Hand in Hand mit der Rohstoffwende: Ressourcen werden in einer Kreislaufwirtschaft effizient genutzt. In der Bevölkerung hat sich ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein herausgebildet. Entscheidend für die Akzeptanz von Umwelt- und Klimaschutz ist die Idee, Lasten fair zu verteilen.
Die Empfehlungen
- CO2-Bepreisung in allen Sektoren, Energiesteuer auf CO2-Basis umstellen, alle Sektoren in Emissionshandel einbeziehen.
- Effiziente, klimaschonende Mobilitätskonzepte
- Stromsteuer auf das EU-Minimum, EEG-Umlage aus Bundeshaushalt finanzieren
- Echte Kreislaufwirtschaft mit Wiedereinsatzquoten, Rohstoffbörse und Recycling
Anteil bepreister Emissionen (mehr als 0 Euro pro Tonne)
Anteil bepreister Emissionen (mehr als 30 Euro pro Tonne)
Anteil bepreister Emissionen (mehr als 60 Euro pro Tonne)
Die CO2-Preise haben im großen Maßstab noch wenig Lenkwirkung.
Der Anteil der CO2-Emissionen, für den ein Preis von mehr als 30 Euro pro Tonne aufgerufen wird, lag 2021 in Deutschland bei 82,4 Prozent. 2018 waren es noch lediglich 21,8 Prozent. Höhere Preise, die eine tatsächliche Lenkwirkungen entfalten könnten, sind jedoch noch nicht vorhanden. Nach wie vor wird nur fast ein Viertel der Emissionen mit mehr als 60 Euro pro Tonne bepreist. Vor allem in der Schweiz sind es schon deutlich mehr, aber auch die Niederlande, Italien, Spanien, Frankreich und einige weitere Länder liegen vor Deutschland.
CO2-Preise mit Lenkungswirkung bieten Anreize für technologieoffene CO2-Reduktionen. Sie schaffen Anreize erneuerbare Energieträger zu nutzen und die Nutzung fossile Energieträger auslaufen zu lassen.
In Deutschland müssen gute Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Unternehmen Anreize haben ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Dazu gehört ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien.
Die Einwohner:innengewichtete durchschnittliche Luftliniendistanz zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Verkehrs mit mind. 20 Abfahrten am Tag gibt an, wie gut der öffentliche Verkehr erreichbar ist.
Ø DE: 457 MeterDer öffentliche Verkehr ist in Deutschland unterschiedlich gut zu erreichen.
Am besten ist der öffentliche Verkehr in den dicht besiedelten Stadtstaaten Berlin (211 Meter), Hamburg (226 Meter) und Bremen (234 Meter) zu erreichen. In Mecklenburg-Vorpommern sind es hingegen durchschnittlich über 1.000 Meter. Auch im Vergleich der westdeutschen Bundesländer eher dünn besiedelten Bayern sind es fast 800 Meter. In Sachsen-Anhalt hat sich die Erreichbarkeit deutlich verschlechtert.
Der ÖPNV kann einen wichtigen Beitrag zur klima- und umweltfreundlichen Mobilität leisten. Gerade in dicht besiedelten Gebieten können mit guten Angeboten viele Menschen erreicht werden. Im ländlichen Raum gestaltet sich das schwieriger. Dort sind Taktungen oft nicht dicht genug. Der Ausbau ist zudem häufig nicht wirtschaftlich.
Eine Kombination aus Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der weiteren Verkehrsinfrastruktur und des Ladesäulennetzes ermöglicht es den Bürger:innen klimafreundlich mobil zu sein.
Der Anteil erneuerbarer Energieträger am Primärenergieverbrauch (PEV) gibt den Fortschritt im Ausbau erneuerbarer Energien an. Der Primärenergieverbrauch bezeichnet den Energiegehalt aller im Inland eingesetzten Energieträger (Definition Umweltbundesamt).
Ø DE: 16,6 ProzentDer Anteil Erneuerbarer Energie ist noch deutlich zu gering.
16,6 Prozent des Primärenergieverbrauchs werden durch erneuerbare Energien gedeckt. Während es in Schleswig-Holstein schon über 30 Prozent sind, kommt das Saarland gerade mal auf einen Anteil von 4,7 Prozent. Auch das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen erreicht lediglich 6,6 Prozent.
Die aktuellen Energiepreise belasten Haushalte und Unternehmen. Gleichzeitig muss massiv in erneuerbare Energien investiert werden, damit wir in Zukunft wettbewerbsfähige Energiepreise haben und das Klima schützen.
Wenn wirtschaftliche Anreize zum weiteren Ausbau erneuerbarer Energien nicht ausreichen, ist die staatliche Förderung dieser sinnvoll, bis diese marktfähig sind. Mit der Planung eines Wasserstoff-Kernnetzes wurde zuletzt ein wichtiger Baustein für die Energiewende beschlossen. In diesem Zuge ist es auch wichtig Energiespeicher mitzudenken.
Die Strompreise werden als nationale Durchschnittspreise für einen Haushalt mittlerer Größe inklusive angewandte Steuern und Abgaben ausgewiesen.
Deutsche Strompreise sind kaum wettbewerbsfähig.
Zuletzt sind die Strompreise hierzulande weiter angestiegen. Der Anstieg war zwar prozentual geringer als im EU-Durchschnitt, einzelne Wettbewerber haben jedoch massive Entlastungen für die Verbraucher beschlossen. In den Niederlanden wurde der Endpreis so mehr als halbiert. Estland leidet unter den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs besonders. Dort stiegen die Preise von 13,2 auf 20,6 ct (2021 auf 2022).
Wie bei den erneuerbaren Energien zeigt sich die Problematik von gestiegenen Preisen und gleichzeitig großem Handlungsbedarf.
Kurz- bis mittelfristig sind staatliche Entlastungen sinnvoll, langfristig kann der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energie zu wettbewerbsfähigen Strompreisen beitragen.
Die Ressourcenproduktivität setzt Wirtschaftsleistung und eingesetzte Ressourcen ins Verhältnis. Die Wirtschaftsleistung wird mit dem Bruttoinlandsprodukt, die Ressourcen mit dem Inlandsmaterialverbrauch gemessen.
Deutschland bei Ressourcenausnutzung im Mittelfeld.
In Deutschland werden im Durchschnitt pro Kilogramm eingesetzter Ressourcen 2,8 Euro Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet. Das ist mehr als im EU-Durchschnitt. Allerdings ist die Produktivität insbesondere in der Schweiz und den Niederlanden höher.
Deutschland ist auf eine zuverlässige Ressourcenverfügbarkeit angewiesen. Die sparsame Nutzung aber auch gerade die Wiederverwertung müssen unser Ziel sein, um in Zukunft gleichzeitig wettbewerbsfähig, aber auch nachhaltig zu sein.
Erstrebenswert ist eine echte Kreislaufwirtschaft, in der etwa eine Rohstoff-Börse die Ressourceneffizienz massiv erhöht. Dafür müssen insbesondere auch Recyclingtechnologien weiterentwickelt werden.
Installierte Solarnettoleistung je 1.000 Einwohner
Ø DE: 893 kWDie installierte Solarleistung nimmt stark zu.
Unter den Bundesländern ist Brandenburg der Solar-Champion. Auf 1.000 Einwohner entfallen 2.295 Kilowatt Nettoleistung. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Bayern. Nordrhein-Westfalen schneidet unter den Flächenländern am schwächsten ab. Insgesamt hat die Solarleistung je Einwohner von 2022 auf 2023 um 27 Prozent zugenommen.
Der Solarenergie kommt im Rahmen einer dezentralen Energieversorgung eine hohe Bedeutung zu. Bestehende Dachflächen und Fassaden könne zur Erzeugung genutzt werden. Der Anteil der Photovoltaik an der gesamten Stromerzeugung ist aber noch immer sehr niedrig. 2022 lag der Anteil an der Bruttostromerzeugung bei 10,5 Prozent.
Der Ausbautrend zeigt in die richtige Richtung. Um eine weitere Beschleunigung zu erreichen sind bürokratische Hürden bei der Genehmigung und beim Betrieb abzubauen.
Installierte Windnettoleistung je 1.000 Einwohner
Ø DE: 816 kWAusbau der Windenergie nur schleppend.
Brandenburg ist auch bei der Windleistung top. Auf 1.000 Einwohner entfallen 3.332 Kilowatt Nettoleistung. Es folgen Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Besonders schwach schneiden Baden-Württemberg und Bayern ab. Dort sind es jeweils unter 200 Kilowatt je 1.000 Einwohner. Von 2022 auf 2023 stieg der Bundesdurchschnitt nur moderat um 5 Prozent.
Zwar hat Windkraft schon einen höheren Anteil der Bruttostromerzeugung als Solarenergie – 2022 lag der Anteil bei 21,7 Prozent – um Klimaziele zu erreichen verläuft der Ausbau jedoch viel zu langsam.
Die Genehmigungsverfahren für die Errichtung neuer Windenergieanlagen müssen massiv vereinfacht werden. Gerade der Transport der Anlagen ist mit dutzenden Genehmigungen für Schwertransporte verbunden. Abstandsregeln sollten zudem auf ein realistisches Maß reduziert werden.